Auf Entdeckungstour der architektonischen Schätze rund um Montparnasse

Von Port Royal bis Montparnasse ist das 14. Arrondissement von Paris eine Goldgrube für Architekturliebhaber!

Das 14. Arrondissement von Paris ist eine Goldgrube für Architekturliebhaber! Die Heldentaten sämtlicher Epochen wurden hier verewigt und verleihen ihren verschiedenen Vierteln eine einzigartige kreative Identität und einen ganz eigenen Charme.

Von Port Royal bis Montparnasse erblickt man ungeahnte Schätze, wenn man die Augen hebt. Herzlich willkommen in einem Arrondissement, das einen Blick wert ist und Sie immer wieder überraschen wird. Vergessen Sie Ihre Kamera nicht!

1 / Rue Cassini

© Studio TTG

Beginnen Sie diesen Spaziergang im RER-Bahnhof Port Royal. Kleine Information am Rande: Der Bahnhof von Port Royal, der 1895 erbaut wurde, ist der erste Bahnhof innerhalb der Stadtmauern und weist die Besonderheit auf, dass er aufgrund von Platzmangel quer über den Gleisen errichtet wurde. Nehmen Sie sich Zeit, ihn zu betrachten und wenden Sie sich dann hin zur Rue Cassini, die ganz in der Nähe liegt.

Nummern 3 ff und 5

Innerhalb der Gebäude der Rue Cassini fallen die Nummern 3 ff und 5 besonders auf. Es sind Herrenhäuser, die vom Architekten Louis Süe zwischen 1903 und 1906 erbaut wurden. Sie beherbergen Künstlerateliers aus rotem oder gelbem Backstein, die in einem wirklich überraschenden Mittelalterstil erbaut wurden.

Die Nr. 12

In der Nummer 12 erhebt sich ein besonders prachtvolles Künstleratelier-Gebäude aus dem Jahr 1930 von Charles Abella. Der berührende Stil aus Art Déco und Kubismus zugleich dieser Beton-Konstruktion, in der Jean Moulin gelebt hat, ist zweifellos eines der Must-sees des Viertels. Lassen Sie sich auch den Basrelief-Fries von Xavier Haas nicht entgehen.

Rue Cassini, Paris 14. Arr.

2 / Die Fondation Cartier und ihre Gärten

© Luc Boegly

Jetzt geht es weiter zur Fondation Cartier! Dieser Museumsbereich organisiert absolut spannende Wechselausstellungen, daher ermutigen wir Sie dazu, auch hier einmal vorbeizuschauen. Dabei geht es hier auch um Architektur, denn das Gebäude, in der die Fondation Cartier untergebracht ist, stammt von einem der größten Namen der aktuellen französischen Architektur: Jean Nouvel.

Hier wird mit Transparenzen, Licht, Wandelbarkeit und Öffnungen gespielt. Der berühmte Architekt sagt über dieses Werk, das 1994 entstand: „Das Gebäude gehört dem Regen und dem Wind. Es ist ein Gewebe aus Vieldeutigkeiten, das mit den Grenzen von Konturen spielt, mit der Reflektion in der Reflektion.“ Eine ziemlich genaue Definition dieses Bauwerkes, dessen Aussehen sich mit den Jahreszeiten zu verändern scheint. Vergessen Sie nicht, bei Ihrem Besuch die Gärten und Außenbereiche zu besuchen, um diesen schönen Bau bestmöglich auszunutzen.

Wenn Sie noch etwas tiefer gehen und mehr erfahren möchten, so sollten Sie wissen, dass die Fondation Cartier regelmäßig „Architekturführungen“ veranstaltet.

Les Jardins de la Fondation Cartier - 261 boulevard Raspail, Paris 14. Arr.

3 / Camondo und die École Spéciale d’Architecture

© Studio TTG

Auf der anderen Seite des Boulevard Raspail gegenüber der Fondation Cartier erwartet Sie ein überraschendes postmodernes Gebäude: Es handelt sich hierbei um die Camondo-Schule, die für Berufe im Architektur- und Design-Bereich ausbildet. Hier befindet sich auch die École Spéciale d’Architecture (ESA).

Verglaste Fassaden, unterstrichen von lebendigen Farben, sichtbare Metallträger: Das Gebäude, das 1988 von den Architekten Arnaud Fougeras-Lavergnoee und Cuno Brullmann gemacht wurde, wird als „Hightech“ definiert.

École Camondo / École Spéciale d’Architecture - 254 boulevard Raspail, Paris 14. Arr.

Gut zu wissen: Pierre Paulin, Philippe Starck oder Jean-Michel Wilmotte gingen auf die Camondo und auch die ESA sah bereits Persönlichkeiten wie Robert Mallet-Stevens auf ihren Bänken sitzen.

4 / Die Pavillons Ledoux und das Musée de la Libération de Paris / Musée du Général Leclerc / Musée Jean Moulin

© Studio TTG

Bis jetzt residierte das Musée de la Libération de Paris über dem Bahnhof Gare Montparnasse. Am 27. August 2019 zog es um auf den Place Denfert-Rochereau in die Pavillons Ledoux. Diese berühmten Pavillons aus dem Jahre 1787 verdanken wir dem Architekten Claude-Nicolas Ledoux. Sie sind die Überbleibsel der Tore der Mauer des Generalfinanzpachtamtes, die Paris umgab. An diesen Toren wurde der Zoll, d. h. die Steuer auf die in die Hauptstadt eingeführten Güter eingefordert.

Gut zu wissen: Claude-Nicolas Ledoux realisierte auch viele weitere Tore: Montreuil, Montmartre, Belleville, Ménilmontant, Charenton, Reuilly oder die Ecole militaire. Auf jeder findet sich der klassische Stil mit Säulen, Giebeln und Arkaden.

Pavillons Ledoux / Musée de la Libération de Paris - place Denfert-Rochereau, Paris 14. Arr.

5 / Anbau des Bürgermeisteramtes im 14. Arrondissement

© Studio TTG

Der Anbau des Bürgermeisteramtes im 14. Arrondissement ist an seiner Verkleidung aus roten Ziegeln erkennbar. Es ist ein wahres Art-Déco-Meisterwerk und perfektes Zeugnis der kubischen Architektur der 1930er Jahre. Dieses massive, fast schon martialische Gebäude aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen verdanken wir dem Architekten G. F. Sébille, einem Spezialisten für städtische Gebäude. Es ist vollkommen intakt und denkmalgeschützt.

Am Eingang des Gebäudes entdecken Sie ein Torgitter von Raymond Subes. Auch die Inneneinrichtung ist beeindruckend: Verglasungen in den Fenstern, eine Marmortreppe, aber auch Basreliefs von Raymond Delamarre. Drehen Sie eine Runde durch das Obergeschoss im Festsaal und bewundern Sie die wunderschöne Verglasung von Louis Barillet und die Wandfresken aus der Zwischenkriegszeit.

Gut zu wissen: In diesen Räumlichkeiten werden regelmäßig interessante Ausstellungen gezeigt.

Mairie annexe - 26 rue Mouton-Duvernet, Paris 14. Arr.

6 / Die Villa Seurat

© VVVCFFrance

Dieser kleine Privatweg wurde in Andenken an den Maler Georges Seurat so benannt und von André Lurçat gestaltet. Hier baute er acht perfekt einheitliche Villen für atelierslose Künstler, darunter Chaïm Soutine, Salvador Dali, Henry Miller oder André Derain.

- In der Nr. 1 an der Ecke Rue de la Tombe-Issoire entdecken Sie das Haus des Schriftstellers Frank Townshend. Ein Doppelhaus, da es sich um zwei Häuser handelt, die jeweils eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Badezimmer, ein Schlafzimmer und natürlich ein Atelier beinhalteten.

- Das L-förmige Haus in der Nr. 4 gehörte dem Bruder von André Lurçat, dem Maler, Keramiker und Teppichweber Jean Lurçat. Es war das erste Bauwerk der Villa.

- Das Haus in der Nummer 7 ff fällt aus dem Rahmen, da es ganz anders ist als die anderen. Es wurde nämlich von Auguste Perret und nicht von André Lurçat für die ukrainisch-stämmige Bildhauerin Chana Orloff erbaut, die hier ihr Atelier besaß. Es ist inzwischen ein Ateliermuseum und kann freitags, samstags und sonntags am Nachmittag nach vorheriger Reservierung besichtigt werden. Hier können Sie auch eine ihrer Statuen bewundern: Mon Fils Marin, die 2018 zum 100. Geburtstag der Künstlerin auf dem Place des Droits de L‘Enfant an der Kreuzung der Rue Alésia-Tombe Issoie und der Rue Sarette eingeweiht wurde.

Im Backsteinhaus in der Nummer 18 schrieb der amerikanische Schriftsteller Henry Miller seinen berühmten „Wendekreis des Krebses“. Auch Anaïs Nin, Soutine oder Antonin Artaud hielten sich hier auf.

Gut zu wissen: Bevor das Gelände, auf dem die Villa Seurat entstand, in Parzellen aufgeteilt wurde, standen hier Hangars und Pferdeställe.

Villa Seurat, Paris 14. Arr.

7 / La Villa d’Alésia

© Studio TTG

Gehen Sie die Rue du Moulin Vert hinauf, bis Sie die Villa d‘Alésia kreuzen.

Hier gibt es Art-Déco- und Art-Nouveau-Fassaden, Architektenhäuser und Künstler- oder Handwerker-Ateliers: Willkommen in der prächtigen Villa d‘Alésia oder auch dem Architektur-Freiluft-Museum, bzw. lebendigen Museum, denn dieses Häuser sind bewohnt. Denken Sie also an die Privatsphäre der Bewohner.

Die Villa d‘Alésia weist eine ungewöhnliche Y-Form auf. Sie steckt vor allem aber voller architektonischer Juwelen, folgen Sie also dem Führer:

Nr. 37 ff / Backsteine und Verglasungen - vorne, oben, überall! Sie stehen vor dem ehemaligen Atelier des Malers Henri Matisse, inzwischen die Räumlichkeiten der Kunstschule Ateliers Terre & Feu.

Nr. 43 / Bewundern Sie die breiten Glasfenster, die mit grüner Farbe eingefasst sind: In der Nr. 43 befindet sich heute ein Fotografie-Studio.

Auf diesem Weg trifft man außerdem auch auf das schöne Haus des Malers Auguste Leroux und die große Glaswand des Tier-Bildhauers Sandoz.

Villa d'Alésia, Paris 14. Arr.

Die Villa ist über die Rue d‘Alésia Nr. 111 und die Rue des Plantes Nr. 39 erreichbar.

8 / Rue Louis Morard

© Studio TTG

Haben Ihnen die Ateliers der Villa Alésia gefallen? Dann werden Sie die Erkerfenster der Rue Louis Morard lieben!

In der Rue Morard Nr. 9 bis 19 reihen sich Erkerfenster aller Arten und Stile aneinander: eine erstaunliche und etwas magische Ansicht, die Sie ohne Zweifel sehr gerne fotografieren werden!

Rue Louis Morard, Paris 14. Arr.

9 / ''Die großen Münder“

© Studio TTG

Das ist nicht der offizielle Name der Türme des Plaisance-Viertels, aber seine Einwohner haben ihnen diesen Beinamen gegeben. Wenn Sie sich die Balkone ansehen verstehen Sie auch, warum!

Diese typische Umsetzung der „großen Einheiten“ aus den 1960er Jahren wurde von Architekt Jean Balladur zwischen 1968 und 1970 in Zusammenarbeit mit Jean-Bernard Tostivint entworfen. Von Jean Balladur kennt man vor allem sein berühmtestes Werk: den Badeort La Grande Motte in Hérault.

« Les grandes bouches » - 28 rue Decrès, 139 rue de l’Ouest et 178 rue d’Alésia, Paris 14. Arr.

10 / Kirche Notre-Dame du Travail

© Studio TTG

Von außen lässt sich nicht erahnen, was Sie beim Betreten der Kirche erwartet, die von dem und für das „Volk“ erbaut wurde. Was Sie bereits beim Eintreten erstaunen wird, ist die unglaubliche sichtbare Metallkonstruktion, die für ein religiöses Gebäude vollkommen ungewöhnlich ist.

Diese Kirche wurde dank einer Spendenaktion im Jahre 1900 erbaut, dem Jahr der großen Weltausstellung, der Paris so viel verdankte, und war für die Arbeiter aus der Gegend gedacht. Diese erstaunliche Metallkonstruktion zeugt zugleich von den finanziellen Einschränkungen, denen der Bau unterlag (die 135 Tonnen Eisen für den Bau des Tragwerks stammten aus den Ruinen des Palais de l‘Industrie, der für die Weltausstellung gebaut worden war), vom modernistischen Geist der Zeit, aber auch vom Willen, den Arbeitern, die die Kirche besuchten, das Gefühl eines Zuhauses zu geben, denn man glaubte sich bei der Jahrhundertwende schon fast in einer Fabrik.

Eglise Notre-Dame du Travail - 59 rue Vercingétorix, Paris 14. Arr.

11 / Der Platz Catalogne & Ricardo Bofill

© Studio TTG

Liebhaber moderner Architektur begeben sich zu den runden Plätzen de Catalogne, de Séoul und de l’Amphithéâtre.

Sie stammen aus dem Jahr 1985 und sind das Werk des katalanischen Architekten Ricardo Bofill, der seine Inspiration aus der griechischen Antike, dem Römischen Reich und der barocken Kunst Italiens zog. Der Place de Catalogne hebt sich durch seinen symbolträchtigen Brunnen hervor, eine Granitscheibe, die sich zum Eiffelturm hin neigt und von Shamaï Haber stammt.

Die Plätze de Séoul und de l’Amphithéâtre sind verkehrsberuhigt und sehr fotogen, sie bieten den Besuchern verschiedene Grünflächen, darunter einen französischen Buchsbaumgarten. Drum herum bietet ein großes ellipsenförmiges Gebäude mit Glassäulen von Ricardo Bofill, das „Les Echelles du Baroque“ genannt wird, Effekte mit Perspektiven und Licht, die von Fotografen sehr geschätzt werden. Ein Ambiente wie im Science-Fiction-Film garantiert!

Place de Catalogne, Paris 14. Arr.

12 / Der Jardin Atlantique & das Gebäude Maine Montparnasse II

© OTCP David Lefranc

Der Jardin Atlantique vereint technischen Mut und Ästhetizismus und erstreckt sich seit 1994 auf dem Dach des Bahnhofs Gare Montparnasse. Die Freiflächenmöblierung und Bepflanzung erinnern an das Thema des Ozeans. Auf beiden Seiten dieses hängenden Gartens stehen die Gebäude Maine-Montparnasse I und Maine-Montparnasse II. Sie wurden vom Architekten Jean Dubuisson entworfen und zwischen 1959 und 1966 erbaut.

Von den Bewohnern „Mouchotte“ genannt, erhebt sich das Maine-Montparnasse II, dessen Oberfläche 88.000 m² erreicht, auf 18 Etagen. Es ist das größte Wohngebäude, das in Paris gebaut wurde. Seine vollständig verglasten Fassaden bieten die Besonderheit, viel Licht in die Wohnungen zu lassen. Die Rasterform aus Aluminium-Elementen und die bunten Elemente erinnern an ein Bild von Piet Mondrian oder ein schottisches Karomuster.

Jean Dubuisson ließ sich von Skandinavien inspirieren und vom Bauhaus beeinflussen und schuf hier eines seiner schönsten Werke, das übrigens auch das Label „Patrimoine du XXe siècle“ trägt (Kulturerbe des 20. Jahrhunderts). Ein Gebäude, das man bei einem Spaziergang durch den Jardin Atlantique bewundern kann.

Jardin Atlantique, Zugang über Place des 5 Martyrs du Lycée Buffon Nr. 1 – Paris 15. Arr. oder über Rue du Commandant Mouchotte Nr. 4 - Paris 14. Arr. oder direkt über die Treppe neben Gleis 1 und 2 im Bahnhof Gare Montparnasse

13 / Der Montparnasse-Turm

© OTCP DR

Mit seinen 210 Metern Höhe und seinen 58 Etagen war der Montparnasse-Turm bei seiner Einweihung am 18. Juni 1973 der höchste Turm des westlichen Europas. Ein Aufzug ermöglicht den Aufstieg bis zur Spitze in nur 38 Sekunden! Er bietet eine der schönsten Ansichten über Paris und ist der Lieblingsort der Pariser, um die Unermesslichkeit der Stadt der Lichter mit einer ganz besonderen Aussicht auf den Eiffelturm zu bewundern.

Ein Turm in Veränderung! Seit kurzem legt er seine dunkle Farbe ab und wird bis 2023 eine durchscheinende Fassade erhalten. Am Ende werden den höchsten Turm der Hauptstadt ein Gewächshaus für landwirtschaftliche Produkte sowie bepflanzte Balkons kleiden.

Mehr über den Tour Montparnasse, seine Geschichte und seine Zukunft erfahren Sie auf einer eigens dafür eingerichteten Website:

Tour Montparnasse - 33 avenue du Maine, Paris 14. Arr.