© Antoine Buchet
Paris ist ein Freiluft-Museum! Wer den Blick hebt, entdeckt erstaunliche Kunstobjekte: die legendären Graffitis der Hip-Hop-Kultur, schelmische Schablonen, poetische Collagen oder riesige Fresken bekleiden zahlreiche Fassaden.
Von Montmartre bis zur Butte-aux-Cailles muss man die Augen öffnen, denn jeder Spalt kann zur künstlerischen Kreation genutzt werden. An vielen Orten in Paris wurde der Beton von bunten Fresken übertüncht.
Wenn Ihnen also der Sinn nach einem ausgefallenen Spaziergang steht, bei dem Sie Paris durch die Street-Art-Brille entdecken, finden Sie hier sechs Viertel, die Sie durchstreifen sollten.
© Obey Street Art 13 Galerie Itinerrance
Seit einigen Jahren ist das 13. Arrondissement von Paris der Hotspot für Street Artists. Inzwischen ist es ein wahres Freiluftmuseum! Schon allein um die Metrostation Nationale herum, in der Rue Jeanne d‘Arc und dem Boulevard Vincent Auriol, ist es möglich, über zehn Wandmalereien zu betrachten! Der amerikanische Künstler Shepard Fairey hat mehrere von ihnen gemalt, davon trägt eine den französischen Leitspruch: „Liberté, égalité, fraternité“.
Direkt daneben stammt ein mehrere Meter hohes Mosaikwerk, das den wunderlichen Fernseharzt Doctor House wiedergibt, vom französischen Künstler Invader.
Spaziert man weiter im Viertel herum, so trifft man um auf Meisterwerke wie die riesige Malerei „Etreinte et lutte“ (Umarmung und Kampf): Sie zeigt zwei sich gegenüberstehende Männer in Kleidung des 18. Jahrhunderts und wurde vom irischen Maler Conor Harrington.
© Retro Art Azoi
Im Osten von Paris sind die Viertel Oberkampf, Belleville und Ménilmontant die Hotspots für Straßenkunst. Dank von Vereinigungen wie Art Azoï und Le Mur Oberkmapf haben einige Wände sogar ihr eigenes künstlerisches Programm!
Alle zwei oder drei Wochen wird ein neuer Künstler eingeladen, sich erneut an der Wand auf der Höhe der Rue Oberkampf Nr. 107 (11. Arrondissement) auszudrücken. Die Performance findet tagsüber und öffentlich statt, ein wahres Fest für die Augen! Wenn man die Rue de Ménilmontant (19.) emporsteigt, findet man eine legendäre Freske von Jérôme Mesnager: Menschen bilden einen Kreis und singen zu Ehren der musikalischen Vergangenheit des Viertels. Noch weiter oben an der Straße wird die Fassade des Pavillon Carré de Baudoin regelmäßig von bekannten Künstlern übermalt.
Und schließlich kann man auch etwas Natur genießen, während man die Street Art bewundert. Dazu muss man nur in den Parc de Belleville (20.) spazieren, wo die Werke von Künstlern wie Seth, Kenor oder El Pez die Wände und Säulen zieren.
© Kashink Anna Bochu
In der Rue de l‘Ourcq (19.), unweit vom Kanal, fasziniert eine lange bunte Mauer. Mehrere Künstler aus dem 19. Arrondissement haben ihr neues Leben verliehen, jeder brachte seinen eigenen Stil und seine Farben dazu mit ein: Man erkennt insbesondere die ethnischen Masken von DaCruz, die tanzenden Menschen des Sprayers Psy oder die leuchtenden Portraits von Marko 93.
Eine Viertelstunde zu Fuß weiter findet man die längste Wandmalerei von Paris, die 2015 in der Rue Aubervilliers (19.) angefertigt wurde. Auf 493 Metern erwiesen zahlreiche Street Artists wie Kashink, Combo und JonOne der Afro-Amerikanerin Rosa Parks die Ehre, die bekannt wurde, weil sie ihren Sitzplatz im Bus nicht einem Weißen überlassen wollte. Ein vielseitiges Werk, das einen Geist von Frieden und Gemeinsamkeit ausstrahlt, wie er diesem bunt gemischten Viertel im Pariser Norden innewohnt.
Und direkt gegenüber dem Parc de la Villette, in der Gemeinde Pantin, entdeckt man ein wahres Freiluftmuseum für Streetart: das 27 Pantin. Rund dreißig Künstler haben an der Verschönerung des Viertels um den Block 27 mitgewirkt: Demoiselle MM, Da Cruz, Pia, Kashink, Claks One und viele andere. Auch Gemeinschaftswerke sind zu entdecken. Die Werke werden alle drei Jahre erneuert. Fans und Neugierige können die Fresken frei bewundern, indem sie zwischen den Gebäuden des Viertels umherwandern oder dank der auf #ExploreParis verfügbaren Touren.
© Jef Aérosol YG
Vom Halles-Viertel bis zum Wohnort von Serge Gainsbourg dienen die Mauern der Innenstadt Künstlern als Spielraum.
Auf dem Igor-Stravinsky-Platz (4.) zum Beispiel, zeigt eine 350 m² große Malerei das geheimnisvolle Gesicht eines Mannes, der zur Stille auffordert: ein riesiges Werk von Jef Aérosol, das mit Schablonen angefertigt wurde. In der Rue de la Verrerie (4.) hat M.Chat den Rolladen des BHV Homme mit seinen gelben hüpfenden Katzen bedeckt. Und schließlich hat der Künstler Gregos, der für die aufgeklebten Gipsabdrücke seines Gesichts bekannt ist, anlässlich des Weltfrauentags im Jahre 2014 ein Frauenportrait geschaffen.
Auf der anderen Seite der Seine, in der Rue de Verneuil (7.), befindet sich das Haus, das der Sänger und Dichter Serge Gainsbourg bewohnte. Seit seinem Tod im Jahre 1991 wird seine Wand regelmäßig von Graffitis, Zeichnungen, Malereien und Collagen bedeckt, die dem in Frankreich so beliebten Musiker alle Ehre erweisen.
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© Paris Tourist Office Photographe Marc Bertrand
Die Street Art erblüht auch in den umliegenden Städten, wie Vitry-sur-Seine. Auf einer Häuserecke, einem Gehweg, einem Elektromast oder Laternenpfahl findet man nicht selten Kreation aller Arten: Schablonen, kleine Collagen, Graffiti, Malereien und mehr. Vitry ist eine Stadt, die sich dank ihrer Künstler und der öffentlichen Hand für Kunst einsetzt.
Und es gibt hier einige Wandgebilde zu bewundern. Bei Ankunft mit dem RER in der Rue Pierre Semard gibt es zunächst den legendären „Robo-français“ des italienischen Künstlers Pixel Pancho. Unweit des Künstlerzentrums MAC VAL - Musée d'Art contemporain du Val-de-Marne beeindrucken zwei afrikanische Krieger mit dem Speer in der Hand aus der Höhe. Sie wurden 2013 zu Ehren von Nelson Mandela vom Künstler Kouka realisiert.
© Telmo Miel
Der Großraum Paris hält viele Überraschungen bereit, und Saint-Denis erweist sich als erstklassiger Spielplatz für Street-Artists aus allen Bereichen. Zusätzlich zu den Tags, Graffitis, Schablonen und Collagen, die regelmäßig in den Straßen zu sehen sind, gibt es ein neues, gewagtes Projekt: die Street Art Avenue entlang des Kanals Saint-Denis zwischen La Villette, Aubervilliers und Saint-Denis. Die Initiative wurde 2016 ins Leben gerufen und vereint heute zahlreiche Werke auf mehreren Kilometern.
Eine Geschichte von Seth über das Schleusenhaus, ein grafisches Monumentalfresko von Tarek Benaoum, geometrische und farbenfrohe Formen von Polar... Diese Kunstgalerie unter freiem Himmel lädt zur Entdeckung der Welten lokaler oder internationaler Künstler ein und enthüllt den ganzen Reichtum der Techniken der Straßenkunst. Auch in diesem Frühjahr dürfte die fünfte Ausgabe der Street-Art Avenue wieder erstaunliche Kreationen hervorbringen, die einen Ausflug wert sind.
Eines ist sicher: Halten Sie die Augen offen!
© OTCP DR
In Paris kann man Street Art auch in Museen und Galerein betrachten! An langen Wintertagen gibt es nichts Besseres, als sich im Art42 (17.), dem ersten Museum für französische urbane Kunst, aufzuwärmen. Zwei weitere Orte widmen einen Teil ihrer Sammlung Street Art und Urban Art: das Fab. von agnès b. und das Fluctuart-Boot, ein kultureller und festlicher Ort in der Nähe des Pont des Invalides.
Einige Galerien bieten ebenso ein Street Art-Programm, mit umfassenden und vielfältigen Ausstellungen: die Galerien Mathgoth (13.) und Brugier-Rigail (3.), Openspace (11.), Artistik Rezo (11.), Backslash (3.), le Cabinet d‘amateur (11.), Celal (1.), Itinerrance (13.) oder die Galerien Wallworks (10.) und Magda Danysz (11.).
Um alles über urbane Kunst zu wissen, gibt es keinen besseren Weg, als in Begleitung eines Spezialisten durch die verschiedenen Stadtteile der Hauptstadt zu gehen? Mehrere Organisationen bieten Führungen an, um die Street Art-Werke der Stadt zu erkunden, z. B. My Urban Experience, Fresh Street Art Tour Paris, What's up Paname, Bénédicte Dorangeon. Eine großartige Möglichkeit, die Stadt zu erkunden und die Pariser Straßenkunst nicht zu verpassen!