Von Bastille bis zum Mouzaïa-Viertel beherbergt der Pariser Osten eine Vielzahl an Höfen und Passagen abseits der Hektik der Straßen. Sie sind ländlich, ausgefallen, versteckt und kleine Schmuckstücke, die man anlässlich eines Spaziergangs im 11., 12., 19. und 20. Arrondissement entdecken kann.
© Studio TTG
Die Rue du Faubourg Saint-Antoine ist das ehemalige Viertel für Holzhandwerk, in dem ab dem 15. Jahrhundert Schreiner gelebt und gearbeitet haben. Sie befindet sich im Herzen des umtriebigen Bastille-Viertels. Hier verbirgt sich eine ungeahnte Ruhe in den Höfen und Passagen, die sie zieren. An diesen friedlichen Orten mit altertümlichem Charme gibt es inmitten von Blumen und Büschen noch alte Werkstätten aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Der Cour Damoye liegt auf dem Place de la Bastille und präsentiert sich den Spaziergängern voller Eleganz. Diese gepflasterte Allee ist gesäumt von ehemaligen Werkstätten, in denen sich heute Kunstgalerien, ein Röst-Atelier oder Büros befinden, charakteristisch für die Höfe und Passagen von Faubourg. Mit seinen Straßenlaternen, dem Springbrunnen und den metallischen Aushängeschildern ist es ein charmanter Ort aus einem Paris von anno dazumal, an dem zahlreiche Glyzinien erblühen.
Ganz in der Nähe zeigt die Passage du Cheval Blanc auf die Straßen von La Roquette und den Faubourg Saint-Antoine. Hier befinden sich Werkstätten aus dem 19. Jahrhundert in Höfen, die nach den Monaten des Jahres benannt wurden. Die Architektur variiert von einer Häuserfront zur nächsten und Pflanzen haben einen festen Platz! Er mündet auf die Cité Parchappe, die den Namen einer Familie trägt, die die großen Umstrukturierungsarbeiten der Passage ermöglichte.
© Studio TTG
Etwas weiter, im Laufe des Faubourg Saint-Antoine, kreuzt man den Hof des Bel-Air, der durch ein Einfahrtstor geschützt wird, vor allem aber die Passage du Chantier, in der Schreiner, Restauratoren und Möbelhersteller stets zu Diensten sind. In dieser hübschen gepflasterten Straße mit Bürgersteigen, auf denen Sessel und Stühle stehen, taucht man ein in eine andere Zeit.
Auf der anderen Seite der Straße wird der Cour des Shadoks, der nach seinem Bewohner Jacques Rouxel, dem Schöpfer der Shadoks, benannt wurde, von einer wunderschönen Glaskuppel überzogen. Über ihm ragt ein Vordach mit einem Medaillon, auf dem die kleinen Tierchen des berühmten französischen Zeichners zu finden sind. Er liegt auch genau neben dem Cour de L‘Etoile d‘Or, in dem man unbedingt innehalten muss und der ein Herrenhaus des 17. Jahrhunderts schützt.
© Studio TTG
Läuft man einige Minuten weiter die Rue de Charonne hoch, so versteckt sich hier die Passage Lhomme, ein bezauberndes gepflastertes Sträßchen, an das sich gepflegte Ateliers und Pflanzen reihen und wo sich ein alter Backsteinofen erhebt. Folgt man weiter auf der Rue Léon Frot, so bietet die Passage Alexandrine eine erfrischende Pause mit ihren Cafés, Sträuchern und üppigen Bepflanzungen. Ferner reihen sich in der Rue Oberkampf in der Cité du Figuier bunte Häuserfronten aneinander, auch sie eingerahmt von vielen Pflanzen
Dauer des Spaziergangs: ca. 1h.
Einige Höfe und Passage können mit einer Tür verschlossen sein, die durch einen digitalen Code geschützt ist.
© Mary Quincy
Nach dem 11. Arrondissement geht es weiter ins 12., 20. und 19. Arrondissement, auf der Entdeckung ländlicher und blumiger Passagen, abseits des Rhythmus der Stadt.
Rund zehn Minuten vom Place de la Nation entfernt und auf die belebte Rue du Rendez-Vous zeigend, taucht die Cité Debergue Passanten mit ihren kleinen zweistöckigen Häusern und dem schattigen Garten in eine friedliche Atmosphäre. Dieser ländliche Eindruck wird durch die Entdeckung der Villa du Bel Air noch verstärkt, die rund zehn Gehminuten entfernt auf der prachtvollen Avenue Saint-Mandé liegt. Am Rande der ehemaligen stillgelegten Eisenbahnlinie streift man an eleganten Gebäuden entlang, deren kleine blumige Gärten von schmiedeeisernen Gittern geschützt werden. Ganz in der Nähe können Spaziergänger den malerischen Kirschbaum-Pfad entlanglaufen, den schmalsten Weg von Paris!
Weiter geht es mit einem Bummel durch das 20. Arrondissement rund um die Rue des Pyrénnées mit der blumigen Villa de l‘Ermitage und der Cité de Leroy mit einem gemeinsam genutzten Garten. Wenn man in Richtung Place Gambetta läuft, bringt die Passage des Soupirs (Seufzerpassage), die so aufgrund der Treppe genannt wird, die man erklimmen muss, ihre eigene Dosis Frische und Natur.
Nach dieser Aufwärmübung geht es auf ins Viertel Campagne à Paris, ein ruhiges Dorf mit Arbeiterhäuschen aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. In diesem Hafen des Friedens, wo die Natur erblüht und Vögel zwitschern, verbergen die Passagen Boudin und Perreur charmante Häuser mit Ateliers im Schatten von eindrucksvollen Glyzinien. Gegenüber der Kirche sorgt der Square Chauré mit seinen Backsteinhäusern mit gekrümmten Erkerfenstern im Viertel für einen Londoner Touch.
© Amélie Dupont
Im 19. Arrondissement erwarten den Spaziergänger noch weitere Entdeckungen. Rund um die Rue Mouzaia bieten sich viele Villen und mit Häusern und blumigen Gärten gepflasterte Sträßchen in einer erstaunlichen Ruhe zum Flanieren an. Villa Marceau, Villa Claude Monet, Villa Arthur Rimbaud … allein die Namen regen zum Träumen an. Eine poetische und ländliche Pause mitten in der Stadt.
Dauer des Spaziergangs: ca 3h.
Auch wenn die Höfe und Passagen einen wichtigen Platz im Osten der Stadt einnehmen, so ist es durchaus möglich, charmante Höfe in anderen Vierteln zu entdecken, wie der Cité Florale (13. Arr.) mit ihren Häuschen, der Cité Mondaine (17. Arr.) mit ihren kurvigen Formen, den Cour Saint-Pierre (17.Arr.) mit seiner üppigen Vegetation oder die grüne und labyrinthartige Villa Dietz-Monin (16. Arr.).
Und sollte das Wetter mal schlechter sein, so bieten die Pariser Passagen sich für einen geschützten Spaziergang in einem altehrwürdigen Dekor an.