In Paris kennt man das Chanson!

Seit jeher inspirierte Paris Künstler und Sänger. Auswahl und Erklärung einiger der unentbehrlichsten Chansons.

Paris ist eine Messe wert. Aber wieviel Chansons? Viele, soviel ist sicher: Der romantische Charme der Hauptstadt und seiner zeitlosen Viertel hat schon immer Künstler inspiriert, die sie besungen haben, um sie sich besser anzueignen. Hier ein kleiner Spaziergang durch ein zeitloses Paris, ganz ohne falsche Noten...

Ein Ticket für den Jazz

Wer Paris durch die Porte de Lilas betritt, erhält einen Passierschein, wie beim berühmten Poinçonneur des Lilas von Serge Gainsbourg. „Celui qu’on croise et qu’on n’regarde pas“ (der, an dem man vorbeigeht und den man nicht ansieht) überreicht Ihnen die Zauberformel für die unterirdischen Gänge der Metro... dieses andere Paris, das von Edith Piaf bis Mano Solo mehr als einen inspirierte. In den gefliesten Gängen besteigen Sie das Zugteil, um zum ersten Halt zu gelangen: Châtelet-les-Halles, die „station balnéaire où il n’y a pas la mer“ (Badestation, an der es kein Meer gibt), wie einst Florent Pagny sang.

Wenn Sie diese verlassen, geht es weiter in die Rue des Lombards, die „Swing Street“ der Hauptstadt. Geleitet von der Trompetenmelodie von Erik Truffaz oder dem Klavier von Herbie Hancock tauchen Sie ein in die Hochburg des Jazz in Frankreich, in der Etablissements wie das legendäre Duc des Lombards einen zeitlosen Swing erklingen lassen.

Im gleichen Rhythmus begleiten Sie Vanessa Paradis und -M- bis zur Seine, mit ihrer Ode an die Romanze aus dem Film „Ein Monster in Paris“. Beobachten Sie den Strom und die Pariser Boote, die auf ihm fahren und begeben Sie sich auf die Ile de la Cité. Dort überqueren Sie eine der zahlreichen Brücken, die sich Ihnen präsentieren und denen Melody Gardot und Juliette Gréco ihr Duett Sous les ponts de Paris widmeten...

Zwichen zwei Ufern

Die Glocken, die Sie aus der Ferne hören, sind ohne Zweifel die von Notre-Dame. Die Kathedrale thront auf der Ile de la Cité und ist ein Bauwerk, das den romantischen Charme von Paris am besten verkörpert. Man hört sie übrigens auch bei Marianne Faithfull in ihrem Paris Bells heraus, einer melancholischen Ballade über die Seineufer, die an eine verlorene Lieber erinnern... Paris wird auf ewig die Hauptstadt der Liebe bleiben, und die Lieder, die es inspiriert, bestätigen diesen Mythos!

Und genau auf dem Vorplatz von Notre-Dame erzählt ein Greis Joséphine Baker von der Liebe und der Schönheit der Stadt in Mon Paris. Dieses „romantische Dorf“, das auch das Herz der Sängerin von J‘ai deux amours (Ich habe zwei Geliebte) durcheinanderbringt...

Angekommen im Rive Gauche

Folgen Sie Ihrem Weg und halten Sie sich an die Rive Gauche, dem „pays de musique et de poésie“ (Land der Musik und der Poesie), das Alain Souchon mit einem Hauch Melancholie besingt. Drehen Sie zunächst eine Runde durch das Quartier Latin und gehen Sie zur Sorbonne, eine Gelegenheit, sich an Ihre Studienjahre zurück zu erinnern, während Sie bis zum Panthéon das Lied La Place des grands hommes von Patrick Bruel singen.

Nach einer Durchquerung des Jardin du Luxembourg steigen Sie auf zu Saint-Germain-des-Prés, einem historisch durch das künstlerische, intellektuelle und musikalische Leben getakteten Viertel, das eine entscheidende Inspiration für Musiklegenden wie Django Reinhardt oder Juliette Gréco war.

Vom Eiffelturm bis zu Champs-Elysées

Wenn Sie dem Lauf der Seine folgen, nähern Sie sich dem symbolträchtigsten Monument von Paris: dem Eiffelturm. Er funkelt bei Einbruch der Dunkelheit und ist für immer und ewig das Symbol der französischen Hauptstadt, aber auch des Theaters der aufkeimenden oder enttäuschten Liebesgeschichten. Dies besingt auch Lana De Rey in ihrem Titel Paris, in dem die Popdiva mit dem scheuen Blick einen Mann, den sie liebt und der fern von ihr ist, auffordert, sie mit nach Paris zu nehmen. Eine Tour durch Paris, die sie sich das ganze Lied über vorstellt - wie sie mit ihrem Liebsten „den Eiffelturm besteigt, die ganze Nacht ausgeht und tanzt bis zum Tod“... welch ein Programm!

Für andere ist die Liebe ein Grund zum Feiern, weshalb sie sich gutgelaunt ausdrücken, wie beispielsweise Joe Dassin über die Champs-Elysées. Dieses Lied zählt ohne Zweifel zu den unschuldig romantischsten des Pariser Repertoires und begleitet Sie entlang der berühmtesten Arterie von Frankreich. Man bekommt direkt Lust auf einen Spaziergang „sur l’avenue, le cœur ouvert à l’inconnu“ (auf der Avenue, das Herz für das Unbekannte geöffnet), um schlussendlich „tout étourdis par la longue nuit“ (ganz benommen von der langen Nacht) bis zum Morgengrauen zu flanieren...

Ein Abend in Montmartre

Wenn die Nacht hereinbricht, bemächtigen sich die Pariser Soireen der Stadt! Es ist nun Zeit, Richtung Triumphbogen zu gehen und die Linie 2 nach Pigalle zu besteigen. Diese Ecke von Paris ist zweifellos eine der buntesten der Hauptstadt, was auch erklärt, dass sie das beliebteste Pariser Objekt der Musikgeschichte ist. Von Petula Clark über Madeleine Peyroux bis Serge Lama gilt Pigalle als Lieblingsthema der der Textdichter.

Sie sind am Fuße des berühmten Montmartrehügels, was sich für eine Tour durch die Revuen der berühmten Moulin Rouge anbietet, die in dem Lied des gleichnamigen Films mit dem Hit Lady Marmelade gefeiert wird. Eine weitere Möglichkeit ist es, das Ambiente dieses viele Bars und Konzertsäle zählenden Viertels zu genießen und sich in die Nachtschwärmer einzureihen, die von Patachou in Entre Blanche et Pigalle beschrieben werden.

Montmartre steht natürlich auch für das Theater der Piaf! Ihre Texte nehmen hier ihren Ursprung und rufen das Pariser Leben einer Epoche, seiner Stimmung im Viertel bis zu den Zufällen und Begegnungen, seiner „cafés crèmes du matin“ (Milchkaffees am Morgen) und der „marchands de marrons“ (Maronenverkäufer) hervor. Im Paris von Piaf ist die Liebe niemals weit. Die Stadt hat ihre Traurigkeiten und großen Glücksgefühle und sie sehnt sich nach ihr, wenn sie nicht dort ist.

Auf dem Rückweg...

Der Morgen graut und Ihre kleine Chanson-Tour naht sich dem Ende. Il est 5 heures, Paris s’éveille - Es ist 5 Uhr, Paris erwacht, und die Bilder seiner Viertel ziehen noch immer durch Ihr Gedächtnis. Folgen Sie dem Beispiel von Jacques Dutronc, der zu der Zeit, wenn die Zeitungen gedruckt werden oder die Stripperinnen sich wieder anziehen, Kurs auf sein Bett nimmt.

Mit einem Paris en vrac (Pariser Durcheinander) im Geiste erwartet Sie nach dieser zauberhaften musikalischen Reise die wohlverdiente Erholung...